Stellungnahme zum Vergleich mit dem Stadtjugendring Schweinfurt
Unter dem Motto „Gemeinsam Haltung zeigen“ begeht der Bayerische Jugendring (BJR) im Jahr 2017 sein 70-jähriges Bestehen und betont sein demokratisches, weltoffenes Grundverständnis. „In Zeiten ausgrenzender und diskriminierender Botschaften ist es wichtiger denn je, dass sich die Jugendarbeit in Bayern für eine tolerante, wertschätzende, demokratische Kultur stark macht“, erklärte deren Präsident Matthias Fack seinerzeit.
Und er hat Recht: demokratische Kultur kann auf Dauer nur wertschätzend funktionieren; wir sind hier selbstkritisch und lernfähig, aber: mit großen Mehrheiten Vereine und Verbände von Förderungen faktisch auszuschließen, hat uns zu einer Klage veranlasst. Unser Jugendausschuss hat einstimmig gesprochen und empfindet nach wie vor eine große Ungleichbehandlung.
Die COVID-19-Pandemie hat die gesamte Gesellschaft und auch die Jugendarbeit vor enorme Herausforderungen gestellt. Wir für uns haben nach anfänglicher Unsicherheit sehr schnell den Entschluss gefasst, möglichst rasch und umfassend Bewegungsangebote für Kinder und Jugendliche zu ermöglichen, auch unter schwierigsten Rahmenbedingungen. Zeitweise waren nur noch wir als einzige verbliebene Untergliederung des Stadtjugendrings für die Kinder greifbar und mit Präsenzangeboten vor Ort. Hierfür erfuhren wir enorme Dankbarkeit durch Kinder und Eltern.
Als der Stadtjugendring Schweinfurt uns im Herbst 2020 aufforderte, coronabedingte Mehrkosten einzureichen, freuten wir uns: wie wunderbar wäre es, wenn wir diese Mehrkosten nicht durch Beiträge und Gebühren auf die ohnehin oft schon finanziell hart getroffenen Familien umlegen müssten. Und es waren zusätzliche Kosten in beachtlicher Höhe, die wir gleich zu Beginn der Krise sehr schnell und unbürokratisch auf uns genommen hatten, insbesondere bei der Beschaffung von Masken. Erstes Ziel war es, Angebote für Kinder und Jugendliche so rasch und so gut es geht wieder in Präsenz zu ermöglichen. Denn gerade mit Blick auf den Wegfall von Bewegungsangeboten war das Leid der Kinder und Jugendlichen sehr schnell spürbar.
Um uns als innovative, auch streitbare Mitgliedsorganisation solidarisch zu zeigen, haben wir sodann im Antrag darauf verzichtet, für jene Beschaffungen Fördermittel zu beantragen, die nicht ausschließlich zur Bewältigung der Corona-Krise veranlasst wurden. Als jedoch sodann nach Antragsschluss diese Kosten für alle anderen Verbände sichtbar gemacht wurden im Rahmen eines Antrags an die Vollversammlung des Stadtjugendrings, dem klar die Intention zu entnehmen war, die Sportvereine mögen für ihre Jugendarbeit nichts erhalten, mussten wir uns sehr wundern: Denn alle anderen antragstellenden Einrichtungen haben Belege für andere Kosten eingereicht, aber eben nicht für Masken, weil sie ja auch kaum direkte mit Kindern und Jugendlichen gearbeitet haben. Dafür wurden bspw. Digitalkameras gefördert, die sicherlich nicht nach der Krise entsorgt werden und sicherlich auch nicht nur ausschließlich unmittelbar zur Krisenbewältigung eingesetzt werden.
Als dann eine satte Mehrheit anderer Jugendverbände gegen die Delegierten um die Bayerische Sportjugend dafür stimmte, Masken, also das, was die einzigen, die noch mit Kindern arbeiten, brauchten, nicht zu fördern, jedoch Digitalkameras, verspürten wir Frustration. Das liegt vielleicht an unserer Herkunft aus den Sportvereinen: Fair Play bedeutet für uns, dass die Regeln nicht nach dem Spiel rückwirkend geschaffen oder verändert werden.
Umso wichtiger war für uns nun zumindest der Vergleich, der es uns erlaubt, auf dem selben Niveau wie andere Verbände auch Kosten für Beschaffungen nachzureichen, die wir anfangs im guten Glauben an die ernsthafte Absicht, nur tatsächlich stattfindende Jugendarbeit in der Krise zu fördern, zurückhielten. Ein guter Vergleich tut jeder Seite ein bisschen weh. Was wir hingegen in Euren Zitaten der Tage nach dem Vergleich lesen, gleicht eher einer öffentlichen Siegesfeier.
BJR-Präsident Fack sagte 2017: „Wir müssen die zivilgesellschaftliche Kraft des BJR nutzen, um gemeinsam Haltung zu zeigen – für die Grundwerte der Jugendarbeit, die uns einen: Freiheit, Respekt und Verantwortung.“ Ich ergänze: Freiheiten hat man sich zunächst schon einmal genommen in der Vollversammlung; was Respekt und Verantwortung angeht, zeigt man hier im Stadtjugendring eine eigene „Haltung“: Für uns ist es ein grobes Foul, das unmittelbarste, was verantwortungsvolle Arbeit für Kinder und Jugendliche noch ermöglicht hat, als einzigen Gegenstand von der Förderung auszuschließen.
Ganz sportlich – wie unser Vereinszweck es verlangt – darf ich dem Gegner im Verwaltungsstreit gratulieren. Ihr habt mit großem Kampfgeist und unter Zuhilfenahme eines ganzen Teams an Volljuristen durchgesetzt, der einzige Jugendring in Bayern zu sein, der Masken als coronabedingte Mehrausgaben nicht fördert. Wir wünschen Euch, dass dies sich nicht als Pyrrhussieg erweisen wird: Ihr habt Euch entschieden, lieber während der Krise eine Betriebsmittelrücklage in Höhe eines gesamten Jahreshaushalts anzusparen, offenbar frei nach dem Motto: lieber in der größten Krise nach dem zweiten Weltkrieg für noch schlechtere Zeiten sparen, als dem öffentlichen Förderauftrag seriös nachzukommen.